Critical Mass in Critical Times | Illustrierte Reportage

Erscheinungsjahr: 2020

Innerhalb einer Woche sollte in dem Modul ‹Visualisieren› eine Reportage illustriert werden, welche eine persönliche Geschichte oder Vorkommnisse im Zusammenhang mit Corona und der Isolation erzählt. Da ich regelmäßig an der Fahrradbewegung ‹Critical Mass› in Zürich teilgenommen habe und die Bewegung auch während des Lockdowns verfolgt habe, entschied ich mich über deren neueste Vorkommnisse aus meiner Sicht zu berichten. Ich selber konnte während des Lockdowns und den ersten Lockungen nicht an der ‹Critical Mass› teilnehmen, weshalb ich mich zusätzlich bei damaligen Teilnehmer:innen über die Geschehnisse informierte. Um wichtige Merkmale in den Bildern hervorzuheben, wählte ich die Farbe Rot, die oft im visuellen Auftritt der ‹Critical Mass›-Bewegung vorkommt und gleichzeitig mit dem Coronavirus assoziiert wird. Durch die Verwendung von Rot in den Illustrationen kann ich eine visuelle Verbindung zwischen den beiden Themen herstellen und die Bedeutung hervorheben. Durch den grauen und grünen Hintergrund erzeugte ich einen Kontrast, der das Rot noch stärker hervorhebt und den Illustrationen mehr Tiefe verleiht.

Die Reportage wurde nachträglich in der ersten Ausgabe der xerosoph.in gedruckt. 


Kontext zu Reportage: 

Wo ist die ‹Critical Mass›? – Die ‹Critical Mass› in Zeiten von Corona

Während der Corona-Zeit wird offensichtlich viel häufiger das Fahrrad für den Weg zur Arbeit gewählt. Denn, öffentliche Verkehrsmittel sollten gemieden werden, so die Regierung, weil sonst das Risiko einer Corona-Infektion erhöht wird. Umso wichtiger ist die Diskussion um die Velobewegung und die Forderungen, Zürich endlich zu einer sicheren Velostadt zu machen. Die Diskussion gab es schon lange vor Corona. Genauso wie die Critical Mass, die dieses Problem aufgreift und die sonst jeden letzten Freitag im Monat stattfindet. Die Critical Mass ist keine Demonstration, sie ist auch nicht organisiert, sondern ein spontaner, grosser Veloverkehr. Ziel ist es, eine kritische Masse zu erreichen, um dem motorisierten Verkehr auf Augenhöhe begegnen zu können. 24. April 2020 18:30, letzter Freitag im Monat: Der Bürkiplatz ist leer. Wo sind all die schönen Menschen auf ihren Velos geblieben? Ich habe die Critical Mass in meinen Gedanken sehr positiv in Erinnerung. Viele verschiedene Menschen, mit einem breiten Grinsen im Gesicht und guter Laune. Genauso positiv war die Polizeipräsenz. Als Dialogteam waren sie zur Schlichtung anwesend, gaben mir ein Gefühl der Sicherheit und zeigten sich solidarisch mit der Bewegung. Aufgrund der Auflockerung bezüglich des Coronavirus fand die Critical Mass am Freitag, den 29.05.2020, zum ersten Mal seit Beginn der Abriegelung in kleinen Gruppen statt. Aber die Videos, Fotos und Berichte vom letzten Freitag, die in den sozialen Medien kursieren, sind nicht das Bild, das ich von der Critical Mass vor dem Lockdown hatte. Menschen wurden von der Polizei angehalten, Handschellen wurden angelegt, Fahrräder wurden beschlagnahmt. Lassen wir zu, dass ein Virus einen guten Dialog ruiniert?

Konzept:
Tamara Reichle

Illustration/Layout: 
Tamara Reichle

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